Clemens Berger
Auf den Punkt gestreichelt
Dem gebürtigen Burgenländer gelingt es
bereits mit seinem Debüt
Der gehängte
Mönch (Erzählungen 2003) bei der Literaturkritik mehr als nur geneigtes Wohlwollen zu erzielen: von launischen Kommentaren zum Handlungsverlauf, dem Spiel
mit Variationen im Erzählen und demonstrativer Bescheidenheit ist u. a. die Rede,
von Qualitäten und besonderen Kennzeichen, mit denen der Autor seine LeserInnenschaft scheinbar mühelos in seine narrativen Kurz- und Kürzestpretiosen verwickelt.
Im Zweijahresrhythmus folgen vier weitere Titel. Im vergangenen Jahr bringt er ein
wunderbares Masterpiece heraus:
Das
Streichelinstitut (Wallstein Verlag). Zu
diesem Band merkt Jan Wiele in der FAZ
(online-Ausgabe) an: "Die Leistung Bergers besteht darin, die zunächst grotesk
anmutende Handlung mit so viel realistischer Problematik des Liebes- wie des
Arbeitslebens zu umgeben, dass man
ständig zwischen Freude über so viele
gute Einfälle und Rührung durch die erzählte Geschichte schwankt."
»Neben das Fenster stellte ich meine Stereoanlage, zwei Boxen standen in entgegengesetzten Ecken, an die Wand war
ein dunkelgrünes Sofa gerückt, das mir
ein Freund geschenkt hatte, der nach
Neapel gezogen war. Für die Wände wollte ich mir noch etwas einfallen lassen, als
ich vor einem Café an der Burggasse die
erste Anzeige formulierte. Fehlen Ihnen
Nähe, Zärtlichkeit, sanfte Berührung?
Severin streichelt in der Mondscheingasse. Einheiten im Fünfundvierzigminutentakt. Keine Berührungen unter der Gürtellinie. Streichelinstitut Caress_caress.
www.streichelinstitut.com, severin@streichelinstitut.com, Telefonnummer.«
Teilnahme an Literatur & Wein: 2009, 2011, 2013