Eva Menasse
Geboren in Wien, lebt in Berlin; begann ihre Schreiblaufbahn als Journalistin. 2005 erschien ihr Debüt, der Familienroman
Vienna. Es folgten (Auswahl) die Titel
Lässliche Todsünden (2009),
Quasikristalle (2013),
Tiere für Fortgeschrittene (2017); alle bei KiWi. Die vielfach ausgezeichnete Autorin (u.a. Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Mainzer Stadtschreiber-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom) reüssiert auch als Essayistin - für ihre Arbeit in diesem Genre wurde sie 2019 mit dem Ludwig-Börne-Preis geehrt.
Ihr jüngster Roman
Dunkelblum (KiWi 2021) beleuchtet das Feld der Heimatbetrachtung sozusagen mit einem beißenden Schwarzlicht. Iljana Mangold (
Die Zeit) stellt fasziniert fest, dass die Motive, auf welche die Autorin zugreift, zwar bekannt sind "und dennoch ist es, als erlebe man sie zum ersten Mal in voller Farbe und in Dolby Stereo."
"Eva Menasse ist ein unaufdringlich dichter Roman gelungen, der das Schweigen tosen lässt. Man kann sich nicht entziehen."
(Peter Pisa,
Kurier)
»In Dunkelblum haben die Mauern Ohren, die Blüten in den Gärten haben Augen, sie drehen ihre Köpfchen hierhin und dorthin, damit ihnen nichts entgeht, und das Gras registriert mit seinen Schnurrhaaren jeden Schritt. Die Menschen haben immerzu ein Gespür. Die Vorhänge im Ort bewegen sich wie von leisem Atem getrieben, ein und aus, lebensnotwendig. Jedes Mal, wenn Gott von oben in diese Häuser schaut, als hätten sie gar keine Dächer, wenn er hineinblickt in die Puppenhäuser seines Modellstädtchens, das er zusammen mit dem Teufel gebaut hat zur Mahnung an alle, dann sieht er in fast jedem Haus welche, die an den Fenstern hinter ihren Vorhängen stehen und hinausspähen. Manchmal, oft, stehen auch zwei oder sogar drei im selben Haus an den Fenstern, in verschiedenen Räumen und voreinander verborgen. Man wünschte Gott, dass er nur in die Häuser sehen könnte und nicht in die Herzen.«
(Aus:
Dunkelblum, KiWi 2021)
Teilnahme an Literatur & Wein: 2022