Lydia Mischkulnig
Geboren in Klagenfurt / Kärnten. Ab 1981 studierte sie Bühnenbild und Film an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz und Wien und ab 1985 auch an der Filmakademie Wien. Seit 1991 ist Lydia Mischkulnig literarisch tätig. 2008 begann die Autorin als Lehrbeauftragte für literarisches Schreiben an verschiedenen Universitäten, in Nagoya, Japan und der Universität für Angewandte Kunst in Wien und unterrichtet nun an der Leondinger Literaturakademie. 2012 rief sie die Gesprächsreihen
Werk/Leben und
Textlupe im literarischen Quartier / Wien ins Leben. Zuletzt erschien ihr Roman
Die Richterin im Haymon-Verlag.
Das Werk der Schriftstellerin ist vielfältig; neben zahlreichen Publikationen verfasst Mischkulnig Romane, Erzählungen und Hörspiele. Die literarischen Leistungen der Autorin wurden 2017 mit dem Literaturpreis Veza-Canetti-Preis und dem Johann-Beer-Preis ausgezeichnet. Erst 2020 erhielt sie den Würdigungspreis des Landes Kärnten für Literatur.
Auswahl Publikationen:
Vom Gebrauch der Wünsche, Haymon 2014
Die Paradiesmaschine, Haymon 2016
Die Richterin, Haymon 2020
»Die Rehe, als spürten sie, dass sie ins Visier genommen waren, hoben ihre Köpfe und nahmen die Witterung der Richterin auf. Die Menschengruppe, die ihnen so nah war, sahen sie nicht als Fremdkörper an. Gabrielle drückte ab, das Handy klickte wie ein Fotoapparat. Das Geräusch genügte und die Tiere stoben davon und suchten Schutz in den Büschen. Auch die auf dem Boden hockenden Männer standen auf und sahen nun in ihre Richtung. Sie hatten die Hände in den Anoraks stecken. Einer der Männer trug eine Brille. Gabrielle würde sich der Schlepperei schuldig machen, brächte sie als Privatperson die Flüchtlinge zu einem Bahnhof. Vielleicht waren es Erntehelfer, die mit ihren Händen in den Anoraktaschen herumstanden. Verstieße sie gegen das Gesetz, verlöre sie ihren richterlichen Status, die für die Republik geltende Wirklichkeit zu verkünden.«
(Aus:
Die Richterin, Haymon 2020)
Teilnahme an Literatur & Wein: 1999