Leo Tuor
Geboren in Sumvitg. Kindheit in Rabius und Disentis, wo er bei den Benediktinern das Gymnasium besuchte. Studierte Philosophie und Literatur in Zürich, Freiburg, Berlin. Führte sich 1988 mit seinem Erstling Giacumbert Nau als eigenwilliger, entlarvender Autor in die romanische Literatur ein. Arbeitete 19 Sommer im Hochgebirge als Hirt und war neben der Schriftstellerei in Chur als Dokumentalist beim rätoromanischen Radio und Fernsehen tätig. Im Sommer 2000 war er für die Schweiz unterwegs als Autor des Literatur Express Europa 2000 von Lissabon bis Moskau.
Leo Tuor lebt mit der Theologin Christina Tuor-Kurth und drei Söhnen in Val im Val Sumvitg / Graubünden. Seine Vorfahren waren Hirten, Bauern und Jäger, keine Diplomaten, keine Offiziere, keine Priester. Väterlicher- und mütterlicherseits spielen die Frauen die wichtigsten Rollen. Die Männer sterben zum Teil früh, auffallend oft anfangs Mai.
Auswahl Publikationen:
Onna Maria Tumera oder Die Vorfahren. Limmat, Zürich 2004
Settembrini. Leben und Meinungen. Roman. Limmat, Zürich 2011
Giacumbert Nau. Hirt auf der Greina. Bemerkungen zu seinem Leben. Neuausgabe: Limmat 2012
Cavrein. Erzählung. Aus dem Rätoromanischen von Claudio Spescha, Limmat 2014
»Es war einmal und es war einmal nicht, eine frühere Zeit, da hängte bei uns niemand Steinbockhörner an die Wand. Das ganze Tier galt als Apotheke. Der hinterletzte seiner Teile wurde verwertet, inklusive Hörner und Fell. Puder und Öle wurden daraus gewonnen. Die Apotheker drückten mit diesen Extrakten Pasten zusammen und machten Salben zum Einreiben und fürchterliche Tinkturen zum Einnehmen, und man erhielt auf diese Weise Qualitäten wie die Standfestigkeit, die Postur, die Potenz, das Profil des Steinbocks.«
(Aus:
Auf der Suche nach dem verlorenen Schnee, Limmat 2016)
Teilnahme an Literatur & Wein: 2018